Haushalt
Selbstständige Haushaltsführung ist auch mit einer Seheinschränkung möglich. Alltagshilfsmittel, Markierungen oder bestimmte Strategien helfen dabei. Diese erlernt man unter anderem in einer Schulung in Lebenspraktischen Fähigkeiten.
Inhalt
Alltagshilfsmittel
Verschiedene Hilfsmittel erleichtern Tätigkeiten im Haushalt. Hier einige Beispiele:
- Eine Küchenwaage mit Sprachausgabe hilft beim Abmessen von Zutaten und Flüssigkeiten
- Eine Mikrowelle mit sprachgesteuerter Bedienführung erleichtert die Nutzung
- Messbecher mit tastbarer Einteilung helfen beim Abmessen
- Messlöffel oder Messbechersets helfen beim Portionieren und Abmessen
Füllstandsanzeiger geben beim Eingießen von Getränken ein akustisches Signal, wenn eine bestimmte Füllhöhe erreicht ist
- „Piep-Eier“ oder Kochhilfen für Nudeln werden mit in den Kochtopf gegeben. Akustische Signale ertönen, wenn die Eier oder Nudeln gar sind.
- Mit einem elektronischen Etikettierungsgerät können Gewürze, Konserven, Gefriergut oder Haltbarkeitsdaten akustisch notiert werden. Mit einem handlichen, einfach zu bedienenden Gerät werden Informationen einem Etikett zugefügt. Diese Sprachinformation kann später jederzeit mit dem Gerät abgerufen werden. Die Etiketten sind mehrfach verwendbar. Sie sind kälte- und hitzebeständig und es gibt sie auch in einer waschbaren Variante.
- Uhren mit Sprachausgabe sagen auf Knopfdruck die Uhrzeit an. Je nach Ausführung sind auch weitere Ansagen wie Datum oder Temperatur möglich. Häufig ist eine Weckfunktion integriert. Es stehen verschiedene Modelle als Armbanduhren, Tischuhren oder Taschenuhren zur Verfügung.
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Markierungen
Markierungen helfen, Dinge, die einander ähnlich sind, zu unterscheiden. Markierungen kann man mit den unterschiedlichsten Materialien anbringen, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
- Schalter und Einstellungen z. B. an Herd, Waschmaschine, Radio- und Fernsehgerät, CD-Spieler oder Mikrowelle lassen sich mit kontrastfarbigen Materialien kennzeichnen, damit man sie besser erkennt. Denkbar sind auch selbstklebende Tastpunkte als Markierung, die man fühlen kann. Kennzeichnen kann man etwa an der Waschmaschine die Einstellung für die 30°-Wäsche mit einem Punkt und die Einstellung für die 60°-Wäsche mit zwei Punkten, am Herd die Nullstellung oder am Heizungsventil die Einstellung, mit der ein Raum eine Temperatur von 20° erreicht.
- Ähnliche Gegenstände kann man mit einem Gummiband kennzeichnen, z. B. zur Unterscheidung zwischen Duschgel und Shampoo in der Dusche. Umwickelt man etwa das Shampoo mit einem Gummiband, unterscheidet es sich haptisch von der Duschgelflasche ohne Gummiband.
- Konservendosen im Vorratsschrank lassen sich in einer bestimmten Reihenfolge aufstellen oder mit einem breiten Tesakreppstreifen bekleben und mit einem dicken Filzstift beschriften. Oft reicht ein einzelner Buchstabe.
- Mit einem dicken Filzstift oder bunten Klebepunkten kann man Verpackungen markieren.
- Kleidung kann man mit Markierungsknöpfen kennzeichnen. Lassen Sie z. B. in die Tasche oder den Bund der dunkelblauen Hose einen dreieckigen Knopf nähen, ebenso einen dreieckigen Knopf in alle dazu passenden Oberteile.
- Mit einem Farbscanner kann man sich die Farbe des Kleidungsstückes ansagen lassen. Bei alleinstehenden Sehbehinderten übernimmt die Krankenkasse die Kosten für dieses Hilfsmittel.
Bewährte Materialien für Markierungen sind
- farbiger Tesafilm
- Tesakrepp
- Tastpunkte
- bunte Klebepunkte
- Pflaster
- Lackstifte
- wasserfeste Filzstifte
- Nagellack
- Nägel mit einem runden Köpfchen
- Gummibänder
- selbstklebendes Klettband
- verschieden geformte Knöpfe
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Kontraste
Kontraste helfen, Dinge voneinander zu unterscheiden.
- Weißes Geschirr hebt sich besser vom Tisch ab, wenn man es auf ein dunkelfarbiges Set oder Tischtuch stellt. Den gleichen Effekt erzielt man bei dunklem Geschirr auf hellem Untergrund.
- Farbige Gläser lassen sich besser erkennen als durchsichtige.
- Der Hausschlüssel an einem Schlüsselbund kann beispielsweise in einen farbigen Ring gesteckt werden, damit er sich von den anderen Schlüsseln sowohl farblich als auch haptisch unterscheidet.
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Smartphone
Die App „Be my Eyes“ unterstützt seheingeschränkte Menschen im Alltag. Fotos können per Video-Chat in ein Netzwerk von vielen Freiwilligen gestellt werden, die dann die Anfrage, was darauf zu sehen ist, beantworten. Beispiele für die Anwendung der App wären etwa die Frage nach dem Etikett auf einer Konservendose: „Werde ich heute Ravioli essen oder Erbsensuppe?“ Oder das Verfallsdatum auf einem Joghurtbecher: „Ist es schon abgelaufen?“ Nach der Installation muss man sich als Sehender oder Sehbehinderter registrieren. Anschließend kann man direkt eine Anfrage starten. Sobald die Antwort kommt, kann man sich diese per Sprachausgabe vorlesen lassen.
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Schulung in Lebenspraktischen Fähigkeiten
Um sich auf die abnehmende Sehkraft einzustellen, muss man oft alltägliche Verrichtungen anders oder ganz neu erlernen. Hierbei kann eine Schulung helfen, deren Inhalte individuell auf den Betroffenen zugeschnitten werden. Themen der Schulung können unter anderem folgende Punkte sein:
- Getränke eingießen
- Essenstechniken
- Mahlzeiten zubereiten
- Wäschepflege
- Butterbrot bestreichen und vieles mehr
Ausführliche Informationen zur Schulung befinden sich auf dieser Seite. Rehalehrer und Institutionen, die solche Schulungen in Ihrer Nähe durchführen, finden Sie in unserem Adressverzeichnis.
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Beratung
Einen Überblick und weitere Informationen über verschiedene Alltagshilfen bekommen Sie bei den örtlichen Sehbehinderten- und Blindenverbänden, in unserem Forum oder unter der Hotline 01805 / 774 778. Viele Tipps und Tricks für den Alltag können Sie über die zuständigen Selbsthilfegruppen und Verbände erfahren. Deren Mitglieder sind gerne bereit zu helfen und eigene Erfahrungen weiterzugeben.