Medikamente für die IVOM-Therapie

Zur Behandlung der feuchten AMD sind folgende Wirkstoffe (Medikamente), die alle zur Gruppe der Anti-VEGF-Präparate gehören, im Einsatz:

  • Aflibercept (Handelsname Eylea®)
  • Bevacizumab (Handelsname Avastin®)
  • Brolucizumab (Handelsname Beovu®)
  • Faricimab (Handelsname Vabysmo®)
  • Ranibizumab (Handelsname Lucentis®)

Die Wirksamkeit dieser Therapieform wurde umfassend untersucht. Hier sind insbesondere die groß angelegten klinischen Studien ANCHOR, MARINA sowie die VIEW-Studien zu nennen. Demnach hat die Einführung der Anti-VEGF-Hemmer in die Therapie der feuchten AMD zu einer Verbesserung des Sehvermögens und damit auch zu einer besseren Lebens­qua­li­tät der Betroffenen geführt.

Gebrauchs­in­for­ma­ti­o­nen zu Lucentis®, Eylea®, Avastin®, Beovu® und Vabysmo® finden Sie, wenn Sie den Links folgen.

Ergebnisse aus Studien zur IVOM-Therapie

Lucentis® und Eylea® sind in ihrer Effektivität bezüglich des Visus über einen Beob­ach­tungs­zeit­raum von zwei Jahren basierend auf den vorliegenden Stu­diener­geb­nis­sen als gleichwertig und glei­cher­ma­ßen als Mittel der ersten Wahl anzusehen. Die Gleich­wer­tig­keit der beiden Wirkstoffe konnte im Rahmen der aktuellen, sogenannten VIEW-Studien sowie eines aktuellen sys­te­ma­ti­schen Reviews mit Meta-Analyse wie auch einer Cochrane-Untersuchung aus 2016 bestätigt werden, mit Hinweisen auf eine bessere Wirksamkeit bei Patienten mit initial geringerer Sehschärfe. Auch das mit Lucentis® vergleichbare (derzeit nicht zur Anwendung am Auge zugelassene) Medikament Avastin® wird in der Praxis eingesetzt.

Eine Langzeit-Nach­un­ter­su­chung von Patienten, die im Rahmen der wichtigen klinischen Studien ANCHOR, MARINA und HORIZON mit Ranibizumab behandelt wurden, ergab nach einem Zeitraum von sieben Jahren einen signifikant besseren Befund des nach dem Stu­di­en­pro­to­koll behandelten Auges im Vergleich zum zweiten, anderweitig behandelten Auge; auch waren makuläre Atrophien geringer ausgeprägt (sogenannte SEVEN-UP-Studie). Konkret war bei einem Drittel der Patienten eine gute Sehfähigkeit festzustellen, bei einem weiteren Drittel eine schlechte, mit einem insgesamt stabilen Befund bei fast der Hälfte der behandelten Augen (gemessen anhand des Prozentsatzes von Patienten mit bestmöglich korrigierter Sehschärfe von mindestens 20/70 als primärem Stu­die­nend­punkt sowie mittlerer bestmöglich korrigierter Sehschärfe im Vergleich zu Vorbefunden und anatomischen Unter­su­chungs­be­fun­den bei Flu­o­res­zenzan­gio­gra­fie, Optischer Kohärenz­tomografie und Fun­dus­au­toflu­o­res­zenz als sekundären Stu­die­nend­punkten).

Eine aktuelle Studie zum Einsatz von Aflibercept bei Patienten mit feuchter AMD belegt eine Verbesserung der Sehschärfe, insbesondere bei regel­mä­ßi­ger Behandlung. Bislang unbehandelte Patienten sprechen durchgehend besser auf die Therapie mit Aflibercept an. Sowohl vorbehandelte als auch nicht-vorbehandelte Patienten sprechen am besten auf eine Therapie mit Aflibercept mit kon­ti­nu­ier­li­chen Injek­ti­ons­in­ter­val­len an. Bei Anwendung kon­ti­nu­ier­li­cher Injek­ti­ons­in­ter­valle (Injektion alle zwei Monate nach drei initialen monatlichen Injektionen) kann das Niveau des initialen Visusgewinns gehalten werden.

Behandlungs­schemata

Behandlung nach dem PRN-Schema

PRN steht für den lateinischen Begriff „pro re nata“, d. h. „nach Bedarf“ oder „nach Lage der Dinge“

Nach in der Regel anfänglichen drei Injektionen sollten sich die Patienten innerhalb der folgenden sechs Monate alle vier Wochen mittels OCT untersuchen lassen. Bei manchen Medikamenten unterscheidet sich diese Anfangsphase. Wird bei der Untersuchung keine Aktivität der Erkrankung festgestellt, erfolgt keine weitere Therapie und der Patient wird für eine Fol­ge­un­ter­su­chung im Abstand von vier Wochen einbestellt. Zeigen sich während eines halben Jahres keine neuen Krank­heits­an­zei­chen, finden die Kon­troll­en im Anschluss vier­tel­jähr­lich statt. Ist die Erkrankung hingegen weiterhin aktiv, werden häufig drei Injektionen im Abstand von vier Wochen empfohlen.

Behandlung nach dem Treat & Extend-Schema

Der englische Ausdruck „treat and extend“ bedeutet „behandeln und ausdehnen“

Nach in der Regel anfänglichen drei Injektionen sollten die Patienten im Abstand von vier bis acht Wochen (je nach Medikament) zu einem nächsten Termin einbestellt werden. Bei manchen Medikamenten unterscheidet sich diese Anfangsphase. Bei jedem Termin wird untersucht und behandelt, und zwar unabhängig davon, ob die AMD aktiv ist oder nicht. Ist die AMD aktiv, wird der Zeitpunkt für die nächste Untersuchung und Behandlung um jeweils zwei Wochen hin­aus­ge­scho­ben. Zeigt sich eine Aktivität der AMD, wird der Abstand von Untersuchung und Behand­lung wieder auf vier Wochen festgelegt. Verlängert wird der Abstand nur bei unauf­fäl­li­gem Befund. Im Rahmen eines aktuellen sys­te­ma­ti­schen Reviews wird von einer besseren Wirksamkeit des Treat & Extend-Schemas im Vergleich zum PRN-Schema bei Anwendung von Ranibizumab ausgegangen.

Erläu­te­run­gen zur Sprit­zen­the­ra­pie

Zeigt der Patient nach sechs Monaten (PRN-Schema) oder einem Unter­su­chungs­ab­stand von drei Monaten (Treat&Extend-Schema) keine weiteren Krank­heits­an­zei­chen, kann die Behandlung beendet und auf weitere Spritzen verzichtet werden. Die Kontrollen erfolgen weiterhin, jedoch in größerem Abstand. Diese Behandlungs­schemata stellen sicher, dass die Patienten die optimale Anzahl an Injektionen erhalten. So kann der Aufwand für die Arztbesuche vermindert und das Risiko für Neben­wir­kun­gen gering gehalten werden.

Die intravitreale Injek­ti­ons­be­hand­lung wird praktisch immer ambulant durchgeführt. Häufige und langfristige Kontrollen sind sehr wichtig. Es werden regelmäßig Augen­un­ter­su­chun­gen und Sehtests durchgeführt. Bei zwi­schen­zeit­li­chen Änderungen des Sehvermögens sollten sich die betroffenen Patienten sofort zur Kontrolle bei ihrem Augenarzt melden.

Die Anti-VEGF-Therapie bei neo­vas­ku­lä­rer (feuchter) Makula­degeneration ist unerlässlich. Da es sich in den meisten Fällen um einen chronischen Verlauf handelt, sind engmaschige Kon­troll­un­ter­su­chun­gen/Injektionen über viele Jahre erforderlich, denn die Erkrankung kann rasch wieder aktiv werden. Den Augenärzten ist dabei bewusst, dass die zahlreichen Arzttermine häufig eine Belastung für die Patienten und deren Angehörige darstellen. Wenn Betroffene die Kontroll-/Injek­ti­ons­ter­mine jedoch zuverlässig einhalten, lässt sich der Erkrankungs­ver­lauf deutlich positiv beeinflussen. Die Mühen zahlen sich somit in jedem Fall aus!

Risiken einer intra­vi­tre­a­len Injektion

Die intravitreale Injektion von Anti-VEGF ist insgesamt sehr risikoarm. Nach einer IVOM-Therapie tritt bei sehr wenigen Patienten (52 von 105.563 Injektionen, entsprechend 0,049 Prozent) eine Endo­ph­thal­mi­tis auf, d. h. eine entzündliche Reaktion durch eine Infektion im Auge. Eine solche Komplikation kann mit einer dauerhaften Seh­ver­schlecht­erung einhergehen. Hierbei ist allerdings auch zu berück­sich­ti­gen, dass eine unbehandelte feuchte AMD immer zu einer wesentlichen Seh­ver­schlecht­erung führt. Nach erfolgter Risiko-Nutzen-Abwägung überwiegt somit ganz deutlich der Nutzen einer intra­vi­tre­a­len Injektion von Anti-VEGF. Etwas häufiger, aber auch selten, kann es zu einer Netz­haut­ablö­sung kommen, welche unter Umständen ebenfalls mit einer Seh­ver­schlecht­erung einhergeht.

Neben diesen seltenen schweren Kom­pli­ka­ti­o­nen existieren eine Reihe meist milder Risiken/Neben­wir­kun­gen wie bei­spiels­weise Bin­de­haut­ent­zün­dung, Bin­de­haut­blu­tung bzw. Bin­de­hau­t­rö­tung, Horn­haut­ent­zün­dung, Zunahme von Glas­kör­per­trü­bun­gen, Glas­kör­per­blu­tung, Verschwommen sehen, Augenschmerz (Fremd­kör­per­ge­fühl), Augen­i­n­nen­dru­ck­e­r­hö­hung, vermehrter Tränenfluss, trockenes Auge oder Schwellung der Lider. Diese treten meist nur vor­über­ge­hend in Erscheinung.

Der Augenarzt sollte rasch informiert werden, wenn eine der genannten Neben­wir­kun­gen auftritt.