AMD: Ein Licht auf altersbedingte Blindheit werfen
Forscher der University of Oklahoma, Norman, USA, verfolgen einen neuen Ansatz, um Therapien zur Verlangsamung der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zu entwickeln. Dafür untersuchen die Wissenschaftler die Kommunikation der Zellen in der Netzhaut näher.
Neue Forschungsergebnisse der University of Oklahoma sollen die Ursachen der AMD aufklären und Klinikern helfen, einen Blick in die Blackbox der Blindheit zu werfen. Mit Unterstützung eines vierjährigen Zuschusses in Höhe von 1,7 Millionen Dollar von den National Institutes of Health untersucht Dr. Jiyang Cai, Professor für Biochemie und Physiologie am OU College of Medicine, wie Zellen in der Netzhaut kommunizieren und ob die von ihnen gesendeten Botschaften so programmiert werden können, um die AMD zu behandeln oder zu verlangsamen.
Störung der microRNA-204 – ein Auslöser für AMD
Cai und Kollegen vermuten, dass wenn das winzige Molekül microRNA-204 nicht mehr in der Lage ist, dem Gen, das die Lipide in den Mikrogliazellen der Netzhaut reguliert, Nachrichten zu senden, ein Auslöser für die AMD sein könnte. „Wenn wir mehr Lipide in den Mikrogliazellen sehen, wissen wir, dass etwas nicht stimmt“, erklärte Cai. „Es bedeutet, dass die Mikroglia ihre Aufgabe nicht erfüllen.“
Um herauszufinden, wie es zu dieser Störung kommt, kartieren Cai und Kollegen die Verbindungen zwischen Zellen und Genen in den Augen von Labormäusen.
Die altersbedingte Makuladegeneration beginnt mit einer Schwächung der retinalen Pigmentepithelzellen (RPE). Wenn die Degeneration einsetzt, rufen die betroffenen Gewebe Immunzellen auf den Plan, um die Stoffwechselprodukte zu beseitigen. Das löst wiederum eine chronische Entzündung aus. In veröffentlichten und vorläufigen Studien hat Cai festgestellt, dass RPE-Zellen Signale über miRNA an Mikroglia senden. Dafür verwenden sie extrazelluläre Vesikel (EVs), winzige Transportbehälter, die Informationspakete transportieren.
Mechanismus für zukünftige Behandlungen aufklären
Das Forschungsteam fand auch heraus, dass microRNA-204 das Gen Tgfbr2 in Mikroglia ansteuert. Dieses ist an Entzündungen und Fettstoffwechsel beteiligt. Nun versuchen sie aufzuklären, ob EVs aus RPE-Zellen zur Verjüngung alternder retinaler Mikroglia verwendet oder manipuliert werden können. Mit anderen Worten, vielleicht können die Lieferwagen so programmiert werden, dass sie eine für die Netzhaut nützliche Fracht transportieren.
„Wir wollen herausfinden, wie microRNAs in diesen extrazellulären Vesikeln innerhalb der Mikrogliazellen interagieren, was einen Mechanismus für zukünftige Behandlungen darstellen könnte“, erörtert Cai. „Bislang haben wir nur beobachtet, wie etwas in eine Blackbox eingespeist wurde, und haben ausgelesen, was herauskommt“, berichtete er. „Mit dieser Forschung versuchen wir zu verstehen, wie der Inhalt der Ladung in den EVs zu den therapeutischen Wirkungen dieser Vesikel beitragen könnte.“
Ziel: Fortschreiten der Degeneration verlangsamen
Laut Cai könnten diese Untersuchungen Aufschluss darüber geben, wie EVs und die mit ihnen verbundenen Ladungen mit zwei verschiedenen Zelltypen in der äußeren Netzhaut interagieren. Die Ergebnisse könnten auch als Grundlage für künftige Anwendungen von EV-basierten Wirkstoffen dienen, um die Funktion der Mikroglia zu modulieren und das Fortschreiten von altersbedingten Netzhauterkrankungen zu lindern.
Im Erfolgsfall wäre diese Strategie eine Abkehr von den derzeitigen Therapien. Bei Patienten mit trockener Makuladegeneration, umfasst die Behandlung die direkte Injektion von Antikörpern in das Auge. Leider sind diese Behandlungen nur zu etwa 10 bis 15 Prozent zur Verlangsamung des Fortschreitens der Krankheit wirksam, so Cai. Für viele Patienten mit AMD im Spätstadium gibt es derzeit keine Behandlungsmöglichkeiten.
Doch so vielversprechend die Arbeit auch sei, sie wird die Zeit nicht zurückdrehen, sagte Cai. Eine nachlassende Sehkraft ist einfach ein Teil des Älterwerdens. „Wir versuchen eher, das Fortschreiten der Degeneration zu verlangsamen, als sie zu verhindern“, betonte er. „Jeder wird mit dem Alter eine Art von Degeneration bekommen. Aber vielleicht können wir sie in ein kleines Ärgernis verwandeln und nicht in eine lebensverändernde Situation.“
Quelle: biermann-medizin.de