ApoM: Strategie zur Vorbeugung von AMD identifiziert

Die Behebung von Problemen im Cho­les­ter­in­stoff­wech­sel könnte eine der Hauptursachen für Erblindung verhindern. Das zeigen neue For­schungs­er­geb­nisse an Mäusen und menschlichen Plasmaproben.

Eine neue Studie der Washington University School of Medicine (WashU) in St. Louis, USA, hat einen möglichen Weg identifiziert, der das Fortschreiten der alters­be­ding­ten Makula­degeneration (AMD) verlangsamen oder sogar stoppen könnte. Die Forscher der WashU Medicine und ihre inter­na­ti­o­na­len Kooperations­partner haben Probleme mit dem Cho­les­ter­in­stoff­wech­sel mit dieser Art von Sehverlust in Verbindung gebracht. Das könnte mög­li­cher­weise dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen AMD und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erklären.

ApoM als Schlüs­sel­mo­le­kül bei der Cho­les­te­rin­ver­a­r­bei­tung

Die neuen Erkenntnisse wurden anhand von menschlichen Plasmaproben und Mausmodellen für AMD gewonnen. Diese deuten den Autoren zufolge daraufhin, dass eine Erhöhung der Menge des Moleküls Apo­li­po­pro­tein M (ApoM) im Blut Probleme bei der Cho­les­te­rin­ver­a­r­bei­tung behebt, die zu Zellschäden in den Augen und anderen Organen führen. Verschiedene Methoden zur Erhöhung des ApoM-Spiegels könnten als neue Behand­lungs­stra­te­gien für AMD und mög­li­cher­weise auch für einige Formen von Herz­in­suf­fi­zi­enz dienen, die durch eine ähnliche Fehlfunktion der Cho­les­te­rin­ver­a­r­bei­tung ausgelöst werden.

Die Ergebnisse der Unter­su­chun­gen wurden in der Fach­zeit­schrift „Nature Com­mu­ni­ca­ti­ons“ ver­öf­fent­licht.

„Unsere Studie weist auf einen möglichen Weg hin, um einen großen ungedeckten klinischen Bedarf zu decken“, betonte der leitende Autor Rajendra S. Apte, MD, PhD, Paul A. Cibis Distinguished Professor für Augen­heil­kunde und Seh­wis­sen­schaf­ten an der WashU Medicine. „Aktuelle Therapien, die das Risiko eines weiteren Sehverlusts verringern, sind auf die fort­ge­schrit­tens­ten Stadien der Makula­degeneration beschränkt und können die Krankheit nicht rückgängig machen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Entwicklung von Behandlungen, die den ApoM-Spiegel erhöhen, die Krankheit behandeln oder sogar verhindern und somit das Sehvermögen älterer Menschen erhalten könnte.“

Laut Apte können bei der AMD cho­les­te­rin­rei­che Ablagerungen unter der Netzhaut festgestellt werden. In frühen Stadien ist das Sehvermögen oft noch normal, aber diese Ablagerungen verstärken Entzündungen und andere schädliche Prozesse, die zu einem allmählichen Verlust des zentralen Sehvermögens führen.

Ein häufiger Auslöser für Augen­erkrankungen und Herz­in­suf­fi­zi­enz

In den letzten Jahren haben sich Hinweise darauf verdichtet, dass ApoM als Schutz­mo­le­kül mit ent­zün­dungs­hem­men­den Wirkungen und Funktionen bei der Auf­recht­er­haltung eines gesunden Cho­les­ter­in­stoff­wech­sels dienen kann.

Vor diesem Hintergrund wollten Apte und Co-Seniorautor Dr. Ali Javaheri, Kardiologe und Assis­tenz­pro­fes­sor für Medizin an der WashU Medicine, untersuchen, ob ein mit zunehmendem Alter sinkender ApoM-Spiegel an der Störung des Cho­les­ter­in­stoff­wech­sels beteiligt sein könnte, der die Ursache für zahlreiche Alter­s­krank­hei­ten wie AMD und Herz­er­kran­kun­gen ist. Sie konnten zeigen, dass Patienten mit AMD im Vergleich zu gesunden Kon­troll­per­so­nen einen niedrigeren ApoM-Spiegel im Blut aufweisen. Frühere Arbeiten von Javaheri haben zudem ergeben, dass Patienten mit verschiedenen Formen von Herz­in­suf­fi­zi­enz ebenfalls einen verringerten ApoM-Spiegel im Blut besitzen.

Die For­schungs­er­geb­nisse von Apte und Javaheri deuten darauf hin, dass bei einem niedrigen ApoM-Spiegel die Zellen in der Netzhaut und im Herzmuskel Cho­les­te­ri­n­abla­ge­run­gen nicht richtig ver­stoff­wech­seln können und Schwie­rig­kei­ten haben, diese angesammelten Lipide abzubauen. Wenn sich diese Lipide dann ansammeln, führt dies zu Entzündungen und Zellschäden.

ApoM-Spiegel-Erhöhung im Mausmodell verbessert Netz­haut­ge­sund­heit

Um zu sehen, ob die schädlichen Auswirkungen eines niedrigen ApoM-Spiegels umkehrbar sind, erhöhten die Forscher den ApoM-Spiegel in Mausmodellen mit AMD durch genetische Modifikation oder Plas­ma­trans­fer von anderen Mäusen. Diese zeigten Anzeichen einer vermehrten Netz­haut­ge­sund­heit, einer verbesserten Funktion der licht­emp­find­li­chen Zellen und einer verringerten Ansammlung von Cho­les­te­ri­n­abla­ge­run­gen. Zudem entdeckten die Wis­sen­schaft­ler Hinweise darauf, dass ApoM einen Signalweg auslöst, der das Cholesterin in Lysosomen abbaut.

Des Weiteren haben Unter­su­chun­gen der Forscher gezeigt, dass ApoM an ein Molekül namens Sphingosin-1-Phosphat (S1P) gebunden sein muss, um die positiven Wirkungen der ApoM-Behandlung bei Mäusen zu erzielen.

„Einer der spannenden Aspekte dieser Zusam­me­n­a­r­beit ist die Erkenntnis, dass zwischen den Pig­men­te­pi­thel­zel­len der Netzhaut und den Herz­mus­kel­zel­len, die beide anfällig für einen niedrigen ApoM-Spiegel sind, ein Zusammenhang besteht“, erörterte Javeheri. „Es ist möglich, dass die Wech­sel­wir­kung zwischen ApoM und S1P den Cho­les­ter­in­stoff­wech­sel in beiden Zelltypen reguliert. Wir freuen uns darauf, Strategien zur Erhöhung des ApoM-Spiegels zu erforschen, die dazu beitragen könnten, dass Augen und Herz langfristig einen gesunden Cho­les­ter­in­stoff­wech­sel auf­recht­er­hal­ten und zwei wichtige Alter­s­krank­hei­ten abgewendet werden können.“

Apte und Javaheri kooperieren mit Mobius Scientific, einem Start-up-Unternehmen der WashU, das daran arbeitet, dieses Wissen über die Rolle von ApoM bei der AMD zu nutzen, um neue Ansätze zur Behandlung oder Vorbeugung der Krankheit zu entwickeln.

Quelle: biermann-medizin.de

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