Bildgebung: Neuer Ansatz vereinfacht Netz­haut­un­ter­su­chun­gen

Eine neu­ent­wi­ckelte Augenkamera nimmt digital fokussierbare Netz­haut­bil­der auf, ohne dass eine mechanische Fokussierung erforderlich ist. Das könnte Augen­un­ter­su­chun­gen mittels Funduskameras vereinfachen.

Augen­un­ter­su­chun­gen sind ein unver­zicht­ba­res Instrument zur Erkennung von Erkrankungen wie diabetischer Retinopathie, Glaukom und alters­be­ding­ter Makula­degeneration. Um frühe Anzeichen einer Erkrankung zu erkennen, ist ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses die Fun­dus­bild­ge­bung. Die verwendeten Kameras sind jedoch teuer, schwer zu bedienen und erfordern eine sorgfältige Fokussierung. Das schränkt ihre Ver­füg­bar­keit in vielen Kliniken und unter­ver­sorg­ten Regionen ein.

Neue Funduskamera entwickelt

Ein Team von Forschern der Johns Hopkins University, Baltimore, USA, der Boston University, Boston, USA und weiteren Koope­ra­ti­ons­part­nern hat nun eine neue Art von Funduskamera entwickelt, die eine der größten Her­aus­for­de­run­gen beseitigt: die Fokussierung.

Anstelle mechanischer Einstellungen einer Linse verwendet das System einen speziellen Diffusor, der während der Bildgebung 3D-Licht­in­for­ma­ti­o­nen erfasst. Mit diesen Daten kann ein Computer die Bilder nach der Aufnahme rekon­stru­ie­ren und neu fokussieren. Eine erste Demonstration dieser Methode am lebenden menschlichen Auge wurde in der Fach­zeit­schrift „Biophotonics Discovery“ ver­öf­fent­licht.

Digital auf den richtigen Fokus schärfen

Um das System zu entwickeln, modifizierte das Team eine han­dels­üb­li­che Funduskamera und ersetzte einen Teil ihrer Optik durch einen holo­gra­fi­schen Diffusor und einen empfindlichen digitalen Sensor. Anschließend kalibrierten sie das System, indem sie aufzeichneten, wie der Diffusor Licht mit unter­schied­lichen Bre­chungs­feh­lern unscharf macht. Nach der Kalibrierung konnte die Kamera Bilder der Netzhaut in Modellaugen aufnehmen und diese mithilfe einer Software digital auf den richtigen Fokus schärfen.

In Tests mit Freiwilligen gelang es den Forschern mit dem Gerät, Farbbilder der Netzhaut aufzunehmen, die Merkmale wie den Sehnervenkopf, Blutgefäße und die Makula zeigten. Wichtig ist, dass die Bilder über einen großen Bereich von Bre­chungs­feh­lern – mehr als zehn Dioptrien – neu fokussiert werden konnten, ohne dass optische Komponenten bewegt werden mussten.

Zudem lieferte das System eine konsistente Auflösung von etwa 7 bis 10 Linienpaaren pro Millimeter. Das ist zwar geringer als bei einer her­kömm­li­chen Kamera, aber es blieb bei Augen mit Bre­chungs­feh­lern stabil und zwar mit fester Optik und ohne vorherige Fokussierung.

Reduktion von Kosten und Komplexität

Die Ergebnisse zeigen, dass die dif­fu­si­ons­ba­sierte com­pu­ter­ge­stützte Bildgebung in der realen Augen­un­ter­su­chung eingesetzt werden kann. Da bei diesem Ansatz bewegliche Teile vermieden werden, könnte er dazu beitragen, die Kosten und die Komplexität von Funduskameras zu reduzieren.

Die Forscher sehen auch Potenzial für die Kombination dieser Technik mit Auto­re­frak­to­ren in einem einzigen Gerät. Ein solches Instrument könnte umfassende Augen­un­ter­su­chun­gen einfacher durchführbar und breiter zugänglich machen.

Quelle: biermann-medizin.de

Datum