Darmmikrobiom beeinflusst Proteine, die die Alterung vorantreiben

Ein Team aus Wis­sen­schaft­lern vom Institut für genetische und bio­me­di­zi­ni­sche Forschung des Nationalen For­schungs­ra­tes in Rom, Italien, hat neue Zusam­men­hänge zwischen dem Darmmikrobiom und dem Alte­rungs­pro­zess aufgedeckt.

Die Forscher fanden heraus, dass bestimmte mikrobielle Eigenschaften einen kausalen Einfluss auf Proteine im Blut haben können, die mit Entzündungen und der Her­z­ge­sund­heit in Verbindung stehen. Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, zu erklären, wie alters­be­dingte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und alters­be­dingte Makula­degeneration (AMD) durch Ver­än­de­run­gen im Dar­m­öko­sys­tem beeinflusst werden. Die Ergebnisse der Analysen wurden in der Fach­zeit­schrift „Aging“ ver­öf­fent­licht.

Mendelsche Ran­do­mi­sie­rung zur Testung möglicher kausaler Zusam­men­hänge

Das Darmmikrobiom spielt eine wichtige Rolle für die Immunfunktion und die Stoff­wech­sel­ge­sund­heit. Mit zunehmendem Alter verändert sich diese mikrobielle Gemeinschaft. Das führt häufig zu Ungleich­ge­wich­ten, die mit Entzündungen und chronischen Krankheiten einhergehen.

Um zu untersuchen, wie sich diese Ver­än­de­run­gen auf den Körper auswirken könnten, verwendeten die Forscher die Mendelsche Ran­do­mi­sie­rung. Diese Methode nutzt genetische Daten, um über 55.000 mögliche kausale Zusam­men­hänge zwischen den Merkmalen der Darm­mi­kro­bi­ota und alters­be­dingten Gesund­heits­in­di­ka­to­ren zu testen.

Bestimmte Darmbakterien erhöhen das Risiko für AMD

In der Studie wurden 91 signifikante kausale Zusam­men­hänge identifiziert. Unter anderem fanden die Forscher heraus, dass ein höherer Gehalt bestimmter Darmbakterien mit einem erhöhten Risiko für AMD verbunden war.

Eine weitere Erkenntnis war der Zusammenhang zwischen dem „Purin­nu­kleo­ti­dab­bau II” und niedrigeren Kon­zen­tra­ti­o­nen von Apo­li­po­pro­tein M (ApoM). Dieses Protein trägt zum Schutz vor Herz­er­kran­kun­gen bei. Dieses Ergebnis wurde zudem anhand von Daten aus einer unabhängigen Studie validiert, was die Beweiskraft stärkt.

Die Studie zeigte auch, wie bestimmte Bakterien den Proteingehalt je nach Blutgruppe einer Person unter­schied­lich beeinflussen können. Insbesondere bei Personen mit Blutgruppe A können GalNAc-abbauende Darmmikroben Proteine beeinflussen, die mit Entzündungen und der Herz-Kreislauf-Gesundheit in Verbindung stehen.

Dies deutet den Forschern zufolge darauf hin, dass per­so­na­li­sierte Ansätze zur Behandlung alters­be­dingter Krankheiten sowohl die Darm­mi­kro­bi­ota als auch genetische Faktoren wie die Blutgruppe berück­sich­ti­gen könnten.

Darmmikrobiom beeinflusst kritische Aspekte der Alte­rungs­bio­lo­gie

Das For­schungs­team befolgte strenge Richtlinien, um falsche Ergebnisse zu reduzieren und bestätigte seine wichtigsten Ergebnisse in unabhängigen Datensätzen. Durch sorgfältige Tests auf umgekehrte Kausalität und andere Verzerrungen lieferten die Autoren starke Belege dafür, dass das Darmmikrobiom kritische Aspekte der Alte­rungs­bio­lo­gie beeinflussen kann.

Die Autoren räumen ein, dass weitere Forschungen erforderlich sind, um die beteiligten biologischen Wege vollständig zu verstehen. Dennoch sind sie überzeugt, dass diese Ergebnisse darauf hindeuten, dass eine gezielte Beeinflussung der Darm­mi­kro­bi­ota dazu beitragen könnte, alters­be­dingte Entzündungen und Krankheiten zu verzögern oder zu reduzieren.

Die Studie lege den Grundstein für zukünftige the­ra­peu­ti­sche Strategien, die Ernährung, Probiotika oder andere mikro­biom­ba­sierte Inter­ven­ti­o­nen umfassen könnten.

Quelle: biermann-medizin.de

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