Das Erblinden verstehen: Neue Forschung zu Makula­degeneration

Alters­abhängige Makula­degeneration (AMD) ist weltweit die häufigste Ursache für den Verlust des Augenlichts bei älteren Menschen. Für die meisten Betroffenen gibt es bislang keine wirksame Therapie. Um die Krankheit besser zu verstehen, fördert nun die Deutsche For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) eine Emmy Noether-Nach­wuchs­gruppe unter Leitung von Dr. Julian Wolf, Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg und For­schungs­grup­pen­lei­ter an der Klinik für Augen­heil­kunde des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Freiburg. Das Projekt wird mit insgesamt rund 1,6 Millionen Euro über sechs Jahre unterstützt. Durch die Kombination von hoch­auf­lö­sen­den molekularen Analysen und maschinellem Lernen sollen erstmals bislang unbekannte Krank­heits­me­cha­nis­men der AMD ent­sch­lüs­selt werden.

„Ich freue mich sehr über die Förderung, denn um AMD wirksam behandeln zu können, brauchen wir dringend ein tieferes Verständnis dieser komplexen Krankheit“, sagt Dr. Julian Wolf. „Nur wenn wir verstehen, wie genau sich die Krankheit in den verschiedenen Stadien entwickelt, können wir gezielt neue Therapien entwickeln.“

Hoffnung für Millionen Betroffene weltweit

Weltweit leiden rund 200 Millionen Menschen an alters­abhän­giger Makula­degeneration, oft auch als alters­be­dingte Makula­degeneration bezeichnet. Bis zum Jahr 2040 wird die Zahl der Menschen mit AMD weltweit auf etwa 300 Millionen steigen. Viele von ihnen verlieren schleichend ihr zentrales Sehvermögen, was große Auswirkungen auf Selbst­ständig­keit und Lebens­qua­li­tät hat. „Wir hoffen, dass wir mit diesem Projekt einen Beitrag leisten können, um betroffenen Menschen in Zukunft möglichst früh helfen zu können – idealerweise noch bevor schwere Seh­be­ein­träch­ti­gun­gen auftreten“, sagt Wolf.

Flüs­sig­bi­op­sien aus dem Auge liefern neue Einblicke

Ein zentrales Problem bei der AMD-Forschung ist, dass klassische Gewebeproben aus der licht­emp­find­li­chen Netzhaut nicht entnommen werden können, ohne das Sehen zu gefährden. Das Team um Wolf setzt deshalb auf sogenannte Flüs­sig­bi­op­sien aus dem Kammerwasser des Auges, das während Augen­ope­ra­ti­o­nen gewonnen wird. In dieser klaren Flüssigkeit untersuchen die Forschenden die Zusam­men­set­zung der Proteine und die Aktivität der umliegenden Zellen. Mit Hilfe von maschinellem Lernen lassen sich daraus erstmals Rück­sch­lüsse ziehen, welche Zelltypen und Signalwege in frühen und späten Krank­heits­s­ta­dien verändert sind.

„Das Projekt ist ein her­vor­ra­gen­des Beispiel für die enge Verzahnung von Grundlagen- und klinischer Forschung, wie wir sie an der Uni­ver­si­täts­me­di­zin in Freiburg leben“, sagt Prof. Dr. Lutz Hein, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg. „Die biologischen Grundlagen werden an humanen Proben untersucht – und von diesen Erkenntnissen profitieren wiederum langfristig die Patient*innen. Freiburg bietet dafür ein exzellentes Umfeld, gerade auch für junge, aufstrebende Wis­sen­schaft­ler*innen.“

„Ich freue mich sehr, dass dieses zukunfts­wei­sende Forschungs­projekt an unserer Klinik für Augen­heil­kunde durchgeführt wird und von der Deutschen For­schungs­ge­mein­schaft so großzügig unterstützt wird“, ergänzt Prof. Dr. Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Augen­heil­kunde am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Freiburg.

Weitere Informationen:
https://uni-freiburg.de/das-erblinden-verstehen-neue-forschung-zu-maku­la­de­ge­ne­ra­tion/

Quelle: idw Nachrichten

Datum