EMA: Bewertung neuartiger Therapieendpunkte
Das MACUSTAR-Konsortium führt unter Koordination der Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn (UKB) eine europaweite klinische Studie zur altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) durch.
Das europäische öffentlich-privatwirtschaftliche Kooperationsprojekt MACUSTAR hat von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) ein drittes Unterstützungsschreiben erhalten. Hiermit unterstützt die EMA die internationalen Bestrebungen, den Wert neuer Messverfahren besser einzuordnen, die in Therapiestudien zu der häufigen Augenerkrankung AMD eingesetzt werden könnten. Mit dem Schreiben beantwortet die EMA vom MACUSTAR-Konsortium eingereichte Studienergebnisse.
AMD führt bei Menschen über 55 Jahren zu einer langsamen, fortschreitenden Verschlechterung des Sehvermögens durch den Untergang von Sinneszellen. Letztlich führt dieser Prozess in späten Stadien zu einem Funktionsverlust der Makula. Auch wenn das feuchte AMD-Spätstadium mit Injektionen behandelt werden kann, ist ein Verlust der Sehfunktion durch einmal untergegangene Sinneszellen nicht wiederherstellbar. Daher zielen weltweite Initiativen auf die Entwicklung von Behandlungen in einem früheren Stadium der Krankheit ab.
MACUSTAR-Studie
In der MACUSTAR-Studie wird untersucht, wie das Fortschreiten der AMD vorhergesagt werden kann und welche Messungen als Endpunkte für künftige Therapiestudien bei frühen AMD-Stadien genutzt werden könnten. Zu den eingesetzten Verfahren gehören hochauflösende Bildgebungsverfahren der Netzhaut, detaillierte Sehfunktionstests und Patientenfragebögen zum Lebensalltag mit der Erkrankung. Zusätzlich zur Messung des Sehvermögens im Hellen wird in der MACUSTAR-Studie speziell auch das Sehen bei dunkleren Lichtverhältnissen und geringen Kontrasten untersucht. Denn diese Domänen der Sehfunktion sind in frühen AMD-Stadien häufig früher betroffen.
Hochrisikomarker identifizieren und Studienkonzepte entwickeln
Im Mittelpunkt des MACUSTAR-Projekts steht eine Beobachtungsstudie mit 619 Patienten mit früher und intermediärer AMD. Die Teilnehmer werden an 20 klinischen Studienzentren in sieben europäischen Ländern untersucht. MACUSTAR ist, nach eigenen Angaben, die bisher größte systematische Studie zur intermediären AMD, die zusätzlich zu den bildgebenden Verfahren funktionelle und patientenrelevante Veränderungen im Krankheitsverlauf misst. Ziel des MACUSTAR-Konsortiums ist es, Hochrisikomarker für das Fortschreiten der intermediären AMD zur späten AMD zu identifizieren und Studienkonzepte zu entwickeln. Zu diesem Zweck bemüht sich das Forschungskonsortium auch in Zukunft weiterhin um Unterstützung durch Zulassungsbehörden wie die EMA.
Anatomische Untersuchungen und Sehfunktionstests in frühen AMD-Stadien liefern wertvolle Erkenntnisse
Während die Nachbeobachtung von Teilnehmern der MACUSTAR-Studie weiterläuft, liegen bereits Datensätze über bis zu vier Jahre vor. Diese liefern Erkenntnisse darüber, wie sich das Sehvermögen und die Anatomie der Netzhaut bei AMD verändern. Die Forscher des MACUSTAR-Konsortiums haben diese vierjährigen Längsschnittdaten analysiert und neue Wege gefunden, um Hochrisikopatienten zu identifizieren und künftige klinische Studien zu konzipieren, beispielsweise auf der Grundlage der optischen Kohärenztomographie (OCT) und der Mikroperimetrie. Mithilfe dieser beiden Untersuchungen bestätige das MACUSTAR-Konsortium den Wert anatomischer Untersuchungen und Sehfunktionstests in frühen AMD-Stadien unabhängig voneinander.
EMA unterstützt insbesondere Bildgebungsverfahren und Sehfunktionstests
Dies sei von besonderer Bedeutung, da die derzeitigen AMD-Klassifikationssysteme ausschließlich auf strukturellen Veränderungen im Auge beruhen. Die im Rahmen von MACUSTAR neu entwickelten Ansätze könnten direkt in zukünftige Arzneimittelstudien einfließen und somit AMD-Patienten in naher Zukunft dienen, so die Forscher. Darüber hinaus ergaben die Analysen, dass die von den Patienten berichteten Einschränkungen im eingesetzten Vision Impairment in Low Luminance-Fragebogen die Entwicklung eines fortgeschrittenen Krankheitsstadiums über vier Jahre vorhersagen. Das unterstreiche die Bedeutung der Befragung der Patienten nach ihren Symptomen zum Sehvermögen. Die EMA unterstütze in ihrer rezenten unabhängigen Bewertung diese wichtigen Vierjahres-Ergebnisse der MACUSTAR-Studie. Das eröffnet, den Forschern zufolge, neue Möglichkeiten für die Planung klinischer Studien und schließlich für den Wirkungsnachweis neuer Therapien für frühe AMD-Stadien. Die EMA unterstütze auf der Grundlage der MACUSTAR-Daten insbesondere Bildgebungsverfahren und Sehfunktionstests zur Vorhersage der Prognose der intermediären AMD. Dies könnte in Zukunft eine bessere Stratifizierung der Krankheitsstadien in Unterkategorien ermöglichen.
Das MACUSTAR-Konsortium erwartet die Daten der sechsjährigen Nachbeobachtungsphase bis 2027. Auf Grundlage dieser Daten werde ermöglicht, die Definition der klinischen Endpunkte für künftige Arzneimittelprüfungen bei frühen AMD-Stadien weiter zu präzisieren.
Das MACUSTAR Konsortium hat eine Förderung von dem Innovative Medicines Initiative 2 Programm (Grant-Nummer 116076) erhalten, unterstützt vom Horizon 2020 Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union und EFPIA. Durch eine weitere Förderung durch Bayer, Novartis und Roche konnte die Studie um drei Jahre bis 2027 verlängert werden.
Quelle: biermann-medizin.de