Ernäh­rungs­the­ra­pie bei AMD

Laut einer Studie aus der Schweiz kann eine Ernäh­rungs­the­ra­pie bei der neo­vas­ku­lä­ren oder exsudativen alter­sabhängigen Makula­degeneration wichtige Risiko-Faktoren reduzieren, die bei dieser Schädigung im Zentrum der Netzhaut eine Rolle spielen.

Die Forschenden hatten 27 Patienten mit neo­vas­ku­lä­rer AMD untersucht, die zunächst die bei dieser Erkrankung seit einigen Jahren etablierte Therapie von Injektionen eines VEGF-Hemmstoffes in den Glaskörper des Auges erhalten hatten. 15 Patienten erhielten danach zusätzlich eine Kapsel einer spezifischen L-methylfolate-Formulierung pro Tag, die anderen zwölf Patienten dienten als Kon­troll­gruppe. Neben verschiedenen augen­ärzt­lichen Parametern wie Sehschärfe und Augen­i­n­nen­druck wurde auch der Homo­cy­stein­spie­gel im Blutserum gemessen. Hohe Homo­cy­stein­spie­gel sind als Risi­ko­fak­to­ren für Augen­erkrankungen wie AMD, diabetische Retinopathie und Glaukom sowie für andere alters­be­dingte Leiden identifiziert worden. Bei den Patienten mit der Ernäh­rungs­the­ra­pie sank der Homo­cy­stein­spie­gel im Durchschnitt über die vier Monate der Studiendauer um 29% (5,58 μmol/L). Bei den Patienten, die ohne dieses Mikro­nähr­stoff­prä­pa­rat beobachtet wurden, ging der Homo­cy­stein­spie­gel im Blut um nur 0,57 μmol/L zurück.

Ein für die Pathogenese einiger Augen­erkrankungen wichtiger Faktor ist der Druck in den Venen der Netzhaut, genannt retinaler Venendruck bzw. retinal venous pressure (RVP). In gesunden Augen ist der retinale Venendruck in etwa so groß wie der Augen­i­n­nen­druck oder Intra­o­ku­lar­druck (IOD). Ist der RVP höher, kann dies nachteilige Folgen haben: der erhöhte RVP vermindert den sogenannten okulären Per­fu­si­ons­druck und damit die Wahr­schein­lich­keit, dass im Auge ein ausreichender Blutfluss erfolgt. Dies ist bei verschiedenen auf einer Störung der Gefä­ß­funk­tion beruhenden Augen­erkrankungen wie AMD, diabetische Retinopathie und Glaukom nachgewiesen worden.

In der Schweizer Studie sank der retinale Venendruck in den Augen der Patienten unter der Ernäh­rungs­the­ra­pie im Durchschnitt um 4,60 mm Hg. In der Kon­troll­gruppe nahm er indes über die vier Monate nur um 0,75 mm Hg ab. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen hatte Folgen für den klinischen Befund: am Ende der Studiendauer hatte 66 % der Augen von Patienten unter der Mikro­nähr­stoff­the­ra­pie und 41 % der Augen in der Kon­troll­gruppe keine Flüssigkeit mehr in oder unter der Netzhaut.

Die primäre Stu­di­en­au­to­rin, Prof. Dr. Tatjana Josifova, schreibt für die Autoren zu diesem Ergebnis: „Die klinisch indizierte Anti-VEGF-Therapie wurde nach einem festen Schema verabreicht. Die zusätzliche Reduzierung von Homocystein und RVP mit der spezifischen L-Methylfolat Nähr­stoff­kom­bi­na­tion hatte einen günstigen Einfluss auf die Resorption von retinaler Flüssigkeit bei unseren Patienten. Bevor wir jedoch eine all­ge­mein­wis­sen­schaft­li­che Aussage machen können, muss dies mit größeren Fallzahlen verifiziert werden.“ Ihre Schluss­fol­ge­rung: „Vieles deutet darauf hin, dass niedrigere Homocystein- und RVP-Werte die Prognose der neo­vas­ku­lä­ren AMD verbessern könnten.“(1)

Folate können für den Abbau der zell­schä­di­gen­den Aminosäure Homocystein entscheidend sein. Bioaktive Folate werden über die Nahrung aufgenommen. Die empfohlene Zufuhr liegt bei ca. 400 μg/Tag für gesunde Erwachsene. In Lebensmitteln enthaltenes Folat kann leicht oxidiert werden, was zu erheblichen Verlusten bei der Lagerung und beim Kochen führt. Die bioaktive Form von Folat, L-Methylfolat, ist die am häufigsten vorkommende Form im Blutkreislauf und wird von den Zellen aufgenommen, um die verschiedenen Zell­funk­ti­o­nen zu unterstützen. L-Methylfolat übt im Zusam­men­wir­ken mit weiteren Faktoren eine wichtige Schutz­funk­tion für Zellen gegenüber oxidativem Stress aus.

Quelle:Aprofol AG

Literatur:
Josifova T et al.: The effect of a specific vitamin supplement containing L-methylfolate (Ocufolin forte) in patients with neovascular age-related macular degeneration. Advances in Ophthalmology Practice and Research 2025, 

Datum