Krebs­me­di­ka­ment eröffnet neue Behand­lungs­mög­lich­keit

Forscher aus Singapur haben entdeckt, dass ein Krebs­me­di­ka­ment einen neuen Behand­lungs­an­satz bei feuchter alters­be­ding­ter Makula­degeneration (AMD) und diabetischer Retinopathie eröffnen könnte.

In prä­kli­ni­schen Studien reduzierte das ursprünglich am A*STAR Institute of Molecular and Cell Biology (A*STAR IMCB) entwickelte PRL3-zumab wirksam das Austreten von Flüssigkeit aus beschädigten Blutgefäßen. Zudem zeigte es sich als viel­ver­spre­chende neue Behand­lungs­mög­lich­keit für Patienten, die schlecht auf die derzeitigen Therapien ansprachen. Die Ergebnisse der Unter­su­chun­gen wurden in der Fach­zeit­schrift „Nature Com­mu­ni­ca­ti­ons“ ver­öf­fent­licht.

Überwindung der Grenzen aktueller Behandlungen

Die Ergebnisse von Wis­sen­schaft­lern des A*STAR IMCB und des lokalen Biotech-Unternehmens Intra-ImmuSG (IISG) weisen auf eine neue Option für die Behandlung der feuchten AMD und der diabetischen Retinopathie hin.

Derzeit erhalten Patienten mit diesen seh­kraft­be­dro­hen­den Erkrankungen zumeist monatliche Injektionen direkt ins Auge. Dieses Verfahren sei mit Risiken wie Infektionen und Lin­sen­schä­den verbunden. Darüber hinaus sprechen den Forschern zufolge bis zu 45 Prozent der Patienten nicht ausreichend auf diese Behandlungen an. Das unterstreiche eine Notwendigkeit alternativer Methoden.

PRL3-zumab biete einen anderen Ansatz. Im Gegensatz zu aktuellen Therapien kann es intravenös verabreicht werden. In prä­kli­ni­schen Studien zeigte die intravenöse Verabreichung eine um 86 Prozent stärkere Verringerung abnormaler Blut­ge­fä­ß­le­cka­gen im Vergleich zu intra­vi­tre­a­len Injektionen.

Die Stu­diener­geb­nisse deuten darauf hin, dass die intravenöse Verabreichung im Vergleich zu den her­kömm­li­chen Augen­i­n­jek­ti­o­nen nachhaltigere the­ra­peu­ti­sche Werte im Auge erzielen, so die Wis­sen­schaft­ler. Gleichzeitig würden injek­ti­ons­be­dingte Kom­pli­ka­ti­o­nen vermieden werden können. Zudem habe PRL3-Zumab bereits in Phase-II-Studien bei Kreb­spa­ti­en­ten mit einem günstigen Sicher­heits­pro­fil abgeschlossen.

Das For­schungs­team bereitet sich im nächsten Schritt auf klinische Studien am Menschen vor. Dafür wurde auch schon die Genehmigung von der sin­ga­pu­ri­schen Gesund­heits­be­hörde (HSA) erteilt.

Von der Krebs­for­schung zur Anwendung in der Augen­heil­kunde

Prof. Qi Zeng, leitender Wis­sen­schaft­ler am A*STAR IMCB und Gründer des IISG, iden­ti­fi­zierte das PRL3-Protein erstmals 1998 als einen Schlüs­sel­fak­tor für die Meta­s­ta­sie­rung von Krebs. Nachfolgende Studien enthüllten die überraschende Rolle von PRL3 bei Augen­erkrankungen und eröffneten damit neue Perspektiven für deren Behandlung.

„Als ich PRL3 vor über zwei Jahrzehnten erstmals iden­ti­fi­zierte, hätte ich nie gedacht, dass unsere Krebs­for­schung auch Patienten Hoffnung geben könnte, die von Erblindung bedroht sind“, erklärte Zeng, leitender Autor der Studie. „Das PRL3-zumab nun mög­li­cher­weise die Behandlung schwer­wie­gen­der Augen­erkrankungen revo­lu­tio­nie­ren könnte, zeigt, wie grundlegende wis­sen­schaft­li­che Entdeckungen zu lebens­ver­än­dern­den Ergebnissen führen können.“

„Die Umwidmung von PRL3-zumab bietet die Möglichkeit eines schnelleren, kos­ten­güns­ti­ge­ren und potenziell sichereren Weges zur Entwicklung von Behandlungen für diese Augen­erkrankungen“, so Associate Prof. Xinyi Su, Executive Director von A*STAR IMCB und Mitautor der Studie. „Dies wird durch die enge Zusam­me­n­a­r­beit zwischen unseren Wis­sen­schaft­lern, Klinikern und klinischen Wis­sen­schaft­lern in Singapur ermöglicht.“

Quelle: biermann-medizin.de

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