Netz­haut­erkrankungen: Glutamin ist wichtig für die Augen­ge­sund­heit

Forscher der Universität Michigan haben die Abhängigkeit der Pho­to­re­zep­to­ren von der Aminosäure Glutamin untersucht. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Auf­recht­er­haltung des Ami­no­säu­re­gleich­ge­wichts wichtig für die Gesundheit der Pho­to­re­zep­to­ren ist.

Die Netzhaut hat einen hohen Energiebedarf, der zum Teil auf die Aktivität der Pho­to­re­zep­to­ren zurück­zu­füh­ren ist. Bei vielen Netz­haut­erkrankungen ist der Tod von Pho­to­re­zep­to­ren die Ursache für den Verlust des Sehvermögens. Bislang gibt es jedoch keine wirksamen Therapien, die ihr Überleben verbessern. Der hohe Bedarf an Energie macht die Pho­to­re­zep­to­ren anfällig für kleine Ver­än­de­run­gen im Stoffwechsel.

Glutamin ist in verschiedene Stoff­wech­sel­wege involviert

„Pho­to­re­zep­to­ren gehören zu den Zellen mit dem höchsten Stoff­wech­sel­be­darf im Körper, was uns zu der Frage veranlasste, ob sie für ihr Überleben auf andere Ener­gie­quel­len als Glukose angewiesen sind“, erörterte Dr. Thomas Wubben, Assis­tenz­pro­fes­sor für Augen­heil­kunde und Seh­wis­sen­schaf­ten. „Wir haben uns mit Glutamin befasst, da es die am häufigsten vorkommende Aminosäure im Blut ist.“

Glutamin fließt in mehrere Stoff­wech­sel­wege ein und hilft den Zellen dabei, andere Aminosäuren wie Glutamat und Aspartat sowie Proteine und DNA aufzubauen.

Um die Rolle von Glutamin für das Sehvermögen zu analysieren, verwendeten die Forscher Mäuse, denen das Enzym Glutaminase, welches Glutamin in Glutamat abbaut, fehlte. Sie maßen die Dicke der Netzhaut und verglichen diese mit denen von Kon­troll­mäu­sen.

Fehlen von Glutaminase führt zum Verlust der Pho­to­re­zep­to­ren

Die Wis­sen­schaft­ler konnten beobachten, dass die Mäuse, denen Glutaminase fehlte, eine rasche Abnahme der Netzhautdicke mit Verlust der Anzahl und Funktion der Pho­to­re­zep­to­ren aufwiesen.

Um zu verstehen, warum Glutamin für das Überleben der Pho­to­re­zep­to­ren wichtig ist, untersuchte das Team die Kon­zen­tra­ti­o­nen weiterer Moleküle im Mausmodell. Dabei stellten sie fest, dass Mäuse, denen das Enzym fehlte, niedrigere Glutamat- und Aspartatwerte aufwiesen als die Kontrolltiere. Diese Aminosäuren helfen den Zellen, Proteine aufzubauen, die für die Funktion der Pho­to­re­zep­to­ren erforderlich sind.

Zudem fanden die Forscher heraus, dass verringerte Ami­no­säu­re­werte die integrierte Stress­re­ak­tion aktivierten. Von dieser ist bekannt, dass sie den Zelltod auslöst, wenn sie zu lange aktiv bleibt. Als sie die Stress­re­ak­tion hemmten, nahm die Netzhautdicke wieder zu.

Die Ergebnisse der Unter­su­chun­gen wurden in der Fach­zeit­schrift „eLife“ ver­öf­fent­licht.

„Wir konzentrieren uns nun darauf, zu verstehen, welche Stoff­wech­sel­wege von Glutamin abhängig sind und ob sie durch Medikamente oder Nahrungs­er­gänzungs­mittel beeinflusst werden können“, erklärte Wubben. „Es ist möglich, dass eine Umstellung des Stoffwechsels dazu beitragen kann, Sehverlust und Erblindung zu verhindern.“

Quelle: biermann-medizin.de

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