SARS-CoV2-Impfung schädigt das Auge nicht

Eine Umfrage der Reti­no­lo­gi­schen Gesellschaft ergab keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Gefäß­ver­schlüsse im Auge nach Impfungen gegen SARS COV2. Das berichtete Prof. Dr. Nicolas Feltgen, Universitäts-Augenklinik Göttingen, im Rahmen der AAD.

Als vor rund zwei Jahren die ersten Impfungen gegen SARS COV2 zugelassen wurden, folgten bald schon Be- richte über mögliche Neben­wir­kun­gen, die in den Medien und in der Gesellschaft breit diskutiert wurden. So gab es Meldungen über ein erhöhtes Risiko für Sinus­ven­en­throm­bo­sen nach der Impfung mit dem – inzwischen in Deutschland nicht mehr eingesetzten – Impfstoff des Herstellers AstraZeneca. Eine Sinus­ven­en­throm­bose ist eine seltene Form des Schlaganfalls, bei der Blutgerinnsel die Gefäße verstopfen, über die das Blut aus dem Gehirn abfließt. Die Folge sind Schwellungen und Einblutungen im Gehirn. Auch über Augen­erkrankungen nach einer Impfung gab es einzelne Berichte, auch hier standen Gefäß­ver­schlüsse im Fokus – insbesondere die Anteriore ischämische Opti­kus­n­eu­r­o­pa­thie (AION) sowie Gefäß­ver­schlüsse in der Netzhaut des Auges.

Um her­aus­zu­fin­den, ob es eine auffällige Häufung solcher Erkrankungen gibt und ob unter Umständen ein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und der Krankheit besteht, startete die Reti­no­lo­gi­sche Gesellschaft eine Umfrage in 50 deutschen Zentren (1).

Die Umfrage berück­sich­tige eine ganze Reihe von Aspekten:

  • Welcher Art war der Gefä­ß­ver­schluss?
  • Wie viel Zeit verging zwischen dem Ereignis und der Diagnose (Ver­schluss­al­ter)?
  • Wie lange vor dem Ereignis wurden die Erkrankten gegen SARS COV2 geimpft?
  • Welcher Impfstoff kam zum Einsatz?
  • Bestanden Vor­er­kran­kun­gen (inklusive einer Corona-Infektion)?

72 Prozent der angefragten Zentren beteiligten sich an der Umfrage und sandten zu 515 Krank­heits­fäl­len Daten ein. Die Patienten waren im Durchschnitt 67,4 Jahre alt. Innerhalb von zwei Wochen nach dem Gefä­ß­ver­schluss wurden gut drei Viertel der Fälle in der Augenklinik untersucht. Zu den bekannten Vor­er­kran­kun­gen gehörten Bluthochdruck (64,7 Prozent), Karo­tiss­te­nose (Verengung der Hals­schlag­ader, 18,5 Prozent), Diabetes mellitus (18,4 Prozent), Vor­hof­f­lim­mern (11,5 Prozent), Glaukom (10,5 Prozent) und eine vorherige Corona-Infektion (1,8 Prozent).

76,9 Prozent der Patienten waren gegen SARS COV2 geimpft, dabei lag die Impfung bei mehr als einem Viertel der Fälle mehr als sechs Wochen vor dem Gefä­ß­ver­schluss, bei knapp zehn Prozent waren es vier bis sechs Wochen, bei knapp 20 Prozent zwei bis vier Wochen und bei 16,4 Prozent weniger als zwei Wochen. Eine auffällige zeitliche Häufung ließ sich nicht feststellen. Insgesamt fand sich kein Hinweis darauf, dass die Impfung das Risiko für einen retinalen Gefä­ß­ver­schluss erhöht.

Auch eine vergleichende Analyse der Umfra­ge­er­geb­nisse mit Daten der Gutenberg-Gesund­heits­s­tu­die erlaubt diesen Schluss. Diese Studie ist mit 15.000 Personen eine der größten lokalen Gesund­heits­s­tu­dien der Welt. Seit April 2007 werden die Teilnehmer regelmäßig auf ihren Gesund­heits­zu­stand hin untersucht. Der Schwerpunkt liegt auf der Herz-Kreislauf-Gesundheit, aber auch Krebs­er­kran­kun­gen, Augen­krank­heiten sowie Erkrankungen des Immunsystems, des Stoffwechsels und der Psyche werden erfasst. Eine rückwirkende Analyse der Daten ergab keine auffällige Häufung von Fällen retinaler Gefäß­ver­schlüsse nach einer SARS COV2-Impfung.

Auch eine aktuelle japanische Veröffent­lichung (2) bestätigt die Annahme, dass die SARS COV2-Impfung keine schädlichen Neben­wir­kun­gen am Auge hervorruft. Für diese Untersuchung wurden Daten zu medizinischen Leistungen und Impfungen aus einer japanischen Großstadt ausgewertet und geprüft, ob nach der Impfung mit BNT162b2, dem Impfstoff von Biontech/Pfizer, auffällig viele Fälle von Uveitis, Skleritis, Gefäß­ver­schlüssen und Seh­ner­ven­ent­zün­dung auftragen. Der Vergleich von knapp 100.000 geimpften mit ebenso vielen nicht geimpften Personen legt nahe, dass die Impfung keine schädlichen Neben­wir­kun­gen am Auge hervorruft.

Fazit

Eine Umfrage unter deutschen Augenkliniken ergab keine Hinweise auf eine auffällige Häufung von Gefäß­ver­schlüssen in der Netzhaut des Auges nach einer SARS COV2-Impfung. Diese Ergebnisse werden bestätigt von einer ver­glei­chen­den Analyse der Daten der Gutenberg-Gesund­heits­s­tu­die, einer großen lokalen Gesund­heits­s­tu­die mit 15.000 Teilnehmern. Auch eine japanische Untersuchung legt nahe, dass die Impfung keine Schäden am Auge hervorruft.

Quellen:
1) Feltgen N, Ach T, Ziemmsen F et al.: Retinal Vascular Occlusion after COVID-19 Vaccination: More Coincidence than Causal Relationship? Data from a Retrospective Multicentre Study, J. Clin. Med. 2022, 11(17), 5101;doi: https://doi.org/10.3390/jcm11175101
2) Hashimoto Y, Yamana H, Iwagami M, Ono S, Takeuchi Y, Michihata N, Uemura K, Yasunaga H, Aihara M, Kaburaki T, Ocular adverse events after COVID-19 mRNA vaccination: matched cohort and self-controlled case series studies using a large database, Ophthalmology (2022), doi: https://doi.org/10.1016/j.ophtha.2022.10.017

Quelle: eyefox.com

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